Diversität

Diversity…? Warum es sich lohnt, Vielfalt im Unternehmen zu fördern

Beitrag von Dr. Steffi Nothnagel, Diversity Consulting, freiberufliche Trainerin an der Sonnenberger Akademie

Warum ist Vielfalt relevant und wichtig?

Auf diese Frage gibt es zahlreiche Antworten. Eine davon ist, dass es eigentlich selbstverständlich sein sollte, dass wir Mitarbeitende nach ihrer Leistung, ihren Kompetenzen und ihrer Persönlichkeit beurteilen und uns nicht von stereotypen Annahmen und unbewussten Denkmustern beeinflussen lassen. Dass dies nicht immer der Fall ist, hast du sicher auch schon mal beobachtet, oder?

Das so genannte ‚Bauchgefühl‘ oder die ‚Intuition‘ wird in vielen Unternehmen immer noch häufig zur Urteilsfindung herangezogen, die Funktionsweise unbewusster Denkmuster (Unconscious Bias) ist unbekannt und wird bei Entscheidungen nicht systematisch reflektiert. Dies führt dazu, dass bestimmte Bereiche im Unternehmen personell homogen sind und Stellen unbesetzt bleiben. Viele Unternehmen können sich das in Zeiten des Fachkräftemangels nicht mehr leisten.

Aus unternehmerischer Sicht ist es zudem attraktiv, dass – wie Studien gezeigt haben – diverse Teams kreativer sind und bessere Problemlösungen finden. Zudem steigert das Streben nach einer inklusiven Unternehmenskultur die Zufriedenheit von Mitarbeiter*innen (Fachkräftesicherung). Wenn sich alle im Team wertgeschätzt fühlen, steigt die Motivation, die Identifikation mit dem Unternehmen und damit auch die Produktivität.

Was bedeutet Diversität im Kontext von Diversity Management?

Hast du dich schon einmal gefragt, was ‚Diversity‘ eigentlich alles umfasst? Diversität bezieht sich auf Unterschiede zwischen Mitarbeitenden oder Personen(gruppen) aufgrund bestimmter Merkmale. Viele denken dabei zuerst an Frauenförderung oder LGBTIQ+ Personen. Die Kerndimensionen von Diversität umfassen jedoch insgesamt 7 Merkmale: geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung, Alter, Behinderung, Religion/Weltanschauung sowie die ethnische und soziale Herkunft. Neben diesen Dimensionen gibt es weitere Faktoren, die im Diversity Management berücksichtigt werden, wie z.B. Elternschaft, Ausbildung oder die Position innerhalb einer Organisation.

Ganz schön komplex! Noch komplexer wird es, wenn wir uns bewusst machen, dass mit diesen Merkmalen einige Benachteiligungen (oder Privilegien) verbunden sein können. Manchmal werden Mitarbeitende sogar gleichzeitig mehrfach benachteiligt, z.B. aufgrund ihres Geschlechts und ihres Alters. Die Auswirkungen dieser Benachteiligung zeigen sich dann beispielsweise

  • im Gender Pay Gap oder
  • in der personalen Zusammensetzung der Vorstände von DAX-Unternehmen im Vergleich zum Querschnitt unserer Gesellschaft oder
  • in der Tatsache, dass 61 Prozent der Unternehmen eine Ausgleichsabgabe zahlen, statt gut ausgebildete und auf dem Arbeitsmarkt verfügbare Menschen mit einer Schwerbehinderung, einzustellen.

Um dem entgegenzuwirken, brauchen wir in Unternehmen ‚Diversity Management‘. Das Ziel von Diversity Management-Aktivitäten ist, dass diese oft fachlich gar nicht relevanten Unterschiede nicht mehr zu Ausgrenzung oder Diskriminierung führen, sondern dass Vielfalt wertgeschätzt wird, eine faire Kultur im Unternehmen etabliert wird und sich alle zugehörig fühlen können.

Gesetzliche Grundlagen

Das Einhalten gesetzlicher Vorgaben ist ein weiterer Grund, die Situation der Mitarbeitenden aus Diversity-Perspektive zu betrachten. Denn ein Personalauswahlverfahren ohne klares Anforderungsprofil für die ausgeschriebene Stelle birgt erstens Diskriminierungsrisiken und zweitens das Risiko eines Rechtsstreits und den damit verbundenen Kosten und Aufwendungen.

Wusstest du, dass es in vielen Ländern bereits gesetzliche Grundlagen zur Förderung von Vielfalt und Inklusion am Arbeitsplatz gibt? In Deutschland beispielsweise verpflichtet das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) Arbeitgeber*innen dazu, Diskriminierung aufgrund von geschlechtlicher Identität, Nationalität oder ethnischer Herkunft, Behinderung, Religion oder Weltanschauung sowie sexueller Orientierung zu verhindern. Arbeitgebende müssen ihre Beschäftigten vor Benachteiligungen schützen und Benachteiligungen beseitigen. Sie sind verpflichtet, die Mitarbeitenden über das AGG zu informieren und Mitarbeitende haben ein Beschwerderecht.

Wettbewerbsvorteile durch Vielfalt

Vielfalt bietet Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile. Mit Produkten und Dienstleistungen, die von einem diversen Team entwickelt werden, können neue Märkte und Zielgruppen erschlossen werden, da die Bedürfnisse von potenziell mehr Kund*innen im Team repräsentiert sind. Unternehmen mit hoher Diversität erzielen oft bessere finanzielle Ergebnisse. Bereits 2018 hat McKinsey in einer Studie gezeigt, dass Unternehmen mit mehr Diversität in der Führungsebene eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, überdurchschnittliche Gewinne zu erzielen. Dies zeigt, dass Vielfalt einen klaren wirtschaftlichen Nutzen hat.

Aber was kannst du tun?

Selbstreflexion

  1. Wie ist die Situation in deinem Unternehmen?
  2. Welche Erfahrungen hast du bereits mit Vielfalt gemacht?
  3. Welche Erfahrungen hast du mit Ausgrenzung gemacht?
  4. Was haben dir andere Personen aus deinem beruflichen Umfeld erzählt?
  5. Wie verhältst du dich, wenn du eine Benachteiligung gegenüber einer dritten Person erlebst?
  6. Was tut dein Unternehmen konkret, um Vielfalt zu fördern und Benachteiligung zu vermeiden? Was läuft bereits gut? Wo gibt es noch Potenzial?

Beobachten

Wenn du dich erst einmal mit einem Thema beschäftigt hast, fallen dir im Alltag sicher noch mehr diversitätsbezogene Aspekte auf. Du kannst dein Verhalten, aber auch das Verhalten anderer Personen anhand der oben genannten Fragen beobachten. Versuche dabei, neugierig zu bleiben und dich und andere nicht gleich zu bewerten, sondern nur zu beobachten und eventuell Beobachtungen und daraus resultierende Fragen zu notieren.

Sich Wissen aneignen

Wenn dich das Verhalten anderer Personen irritiert oder du durch deine Fragen ein bestimmtes Thema gefunden hast, das du vertiefen möchtest, kannst du einen Zeitungsartikel oder ein Buch lesen oder dir eine Dokumentation anschauen. Wie ist denn das Leben für Menschen mit internationaler Geschichte in Deutschland? Was bedeutet es trans oder nicht-binär zu sein? Wie sieht der Arbeitsalltag für Menschen mit Sehbehinderung aus? Wir müssen nicht alles wissen, aber wir können ein Gefühl dafür bekommen, wie begrenzt unser ansonsten reichhaltiges Wissen und unsere Erfahrungen sind und was es bedeuten kann, wenn wir urteilen, entscheiden, bewerten, ohne etwas über die Perspektive der Menschen zu wissen, um die es geht.

Mit Kolleg*innen oder auch Freund*innen in den Austausch gehen

Der Erfahrungsaustausch mit Kolleg*innen oder Freund*innen kann sehr wertvoll sein, denn bestimmte Erfahrungen werdet ihr teilen, an anderen Stellen könnt ihr euch ergänzen. Auf diese Weise trägst du das Thema in dein Unternehmen und kannst vielleicht etwas lernen oder einen Impuls geben, damit sich auch andere mit dem Thema auseinandersetzen.

Erste Schritte machen

Egal welche Rolle du in deinem Unternehmen hast, du kannst einen Beitrag leisten. Dazu ist es wichtig, sich konkrete Schritte zu überlegen. Hier sind einige Beispiele: Ausgehend von deiner Selbstreflexion kannst du vielleicht einen Prozess in deiner alltäglichen Arbeit inklusiver gestalten. Vielleicht setzt du das Thema Diversity beim nächsten Teammeeting auf die Agenda? Du teilst die Ergebnisse der Selbstreflexionen und Beobachtungen im Team? Du sprichst mit einer Person aus deinem Unternehmen, mit der du bisher wenig oder noch nie zu tun hattest? Es gibt viele Möglichkeiten Vielfalt im Unternehmen zu fördern und es funktioniert nur, wenn viele im Unternehmen bereit sind, ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen und auch teilweise zu verändern. 

Fazit

Um unterschiedliche Erfahrungen, Wissensbestände und Perspektiven für das Unternehmen nutzen zu können, ist es notwendig, dass alle Beteiligten auch gesehen und gehört werden. Konstruktive Zusammenarbeit in diversen Teams fällt nicht vom Himmel. Deshalb lohnt es sich, über das Thema Vielfalt nachzudenken und aktiv zu werden! Die Integration unterschiedlicher Perspektiven fördert Innovationen, steigert die Zufriedenheit von Mitarbeitenden und verschafft Unternehmen einen klaren Wettbewerbsvorteil.

Mehr zum Thema ‚Diversity Management – Vielfalt als Wettbewerbsvorteil‘ erfährst du in unserem interaktiven, gleichnamigen Workshop. Nutze deine Chance, mehr für Vielfalt in deinem Unternehmen zu tun! Lass uns gemeinsam an einer inklusiven Zukunft arbeiten – für ein faires und wertschätzendes Arbeitsumfeld, für mehr Freude, mehr Zugehörigkeit und mehr Gewinn!

Weitere Artikel

Blogartikel Kategorien

Bleibe auf dem Laufenden

Über meine Social Media Kanäle erfahren Sie alles Aktuelle und spannende Hintergrundinformationen rund um meine Themenwelt.